Image Market – Business Trends 2025: Künstliche Intelligenz im redaktionellen Alltag von Bildagenturen

Berlin, 03.03.2025 – Seit spätestens 2022 die Künstliche Intelligenz im Bildbereich an Bedeutung gewann, weil Möglichkeiten zur Erstellung künstlich generierter Bilder frei verfügbar wurden, bestimmt das Thema die öffentliche Diskussion ebenso wie das Nachdenken der Bildbranche über das Massengeschäft der Bildagenturen.

In einer Untersuchung die die Arbeitsgruppe „image market – business trends“ am Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography der Hochschule Hannover unter Leitung von Prof. Lars Bauernschmitt in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband professioneller Bildanbieter e.V. (BVPA) durchgeführt hat, wurde untersucht wie und in welchem Umfang Bildagenturen in Deutschland Künstliche Intelligenz einsetzen, und wie sie diese Technik aktuell mit Blick auf den redaktionellen Alltag bewerten.

Dazu einige Key-Facts:

 

  • Während in öffentlichen Diskussionen immer wieder vor allem die Risiken des Einsatzes Künstlicher Intelligenz in den Vordergrund rücken, sehen die an der Erhebung beteiligten Bildagenturen die Möglichkeiten der neuen Technik differenziert und unterscheiden deutlich zwischen dem Einsatz von KI-Tools in der Administration und der Organisation von Agenturen sowie der Bearbeitung und der Verwaltung von Bildern auf der einen Seite und der Erstellung von Bildern mittels generativer KI auf der anderen Seite.
  • Der Anteil KI-generierter Bilder am Gesamtbildbestand der Agenturen, die überhaupt KI-generierte Bilder anbieten, ist mit 1,8 Prozent gering. Dabei beträgt der Anteil dieser Bilder am Umsatz der Agenturen 3,3 Prozent.
  • Soweit die an der Erhebung beteiligten Agenturen überhaupt KI-generierte Bilder anbieten, geschieht das in Themenfeldern, deren Bilder regelmäßig in nicht dokumentarischer Absicht genutzt werden, wie Art, Nature, Stock/Illustration oder Travel. Zu gesellschaftspolitischen Themenfeldern mit möglicherweise sozialer Brisanz wie History, News, Soziales und Politik, Wissenschaft dagegen bieten die an der Erhebung beteiligten Agenturen aktuell kein Bildmaterial an.
  • Auf alle an der Erhebung beteiligten Agenturen gesehen stellt die Hälfte der Befragten keine Nachfrage nach KI-generierten Bildern fest.
  • Eine deutliche Mehrheit (93,8%) der Befragten lehnt es ab, Bildlizenzen für KI-Trainingszwecke zu vergeben.
  • Zwar nutzen fast zwanzig Prozent der Agenturen keine KI-Tools, fast die Hälfte (43,8%) verwendet dafür aber sogar drei oder mehr Tools. Diese Tools werden jedoch vor allem für manuell zeitaufwändige, die Bilderstellung ergänzende Tätigkeiten wie Bildbearbeitung, Bildbeschriftung/Verschlagwortung und Recherche eingesetzt. Dabei setzen die beteiligten Bildagenturen vor allem jene Tools ein, denen gegenüber sie eher geringe Bedenken haben. Instrumente, denen gegenüber Bedenken bestehen, hier zu nennen KI-Tools in den meist als „kreativ“ betrachteten Bereichen wie der Bild- und Texterstellung, kommen deutlich seltener zum Einsatz.

 

Es kann festgestellt werden: Bildagenturen, die (noch) nicht in den Handel mit Nutzungsrechten an KI-generierten Bildern eintreten wollen (oder können), müssen überlegen, auf welchen Feldern sie zukünftig aktiv sein wollen. Eine Option dabei können authentische, dokumentarische Fotos sein. Fotos, die Wirklichkeit abbilden, in einer persönlichen Handschrift aufgenommen wurden und die Position des Fotografen oder der Fotografin erkennen lassen werden im Zeitalter „alternativer Fakten“ und „Fakenews“ an Bedeutung gewinnen. Die Glaubwürdigkeit der Urheber:innen und das Vertrauen in die Lieferkette werden dort immer wichtiger, wo es darum geht, glaubwürdig Informationen zu vermitteln. Die an dieser Erhebung beteiligten Bildagenturen scheinen auch genau dies als Option zu sehen. Sie stehen KI-Tools grundsätzlich offen gegenüber, sehen deren Einsatz positiv und glauben gleichzeitig an eine wachsende Bedeutung authentischer Fotografie.

Ausführlich werden die Ergebnisse der Erhebung auf dem PICTAday am 03. April 2025 in Hamburg vorgestellt.

 

Über den Bundesverband professioneller Bildanbieter e.V. (BVPA)
Der Bundesverband professioneller Bildanbieter (BVPA) wurde 1970 in Berlin als Interessenvertretung für deutsche Pressebild-Agenturen und Bildarchive gegründet. Heute ist der BVPA führende Instanz in Deutschland und dem europäischen Raum für alle Fragen rund um visuelle Inhalte und vertritt kleine und große Bildanbieter in ganz Europa. Der Verband repräsentiert außerdem die Interessen von Unternehmen, die bildagenturnahe Services, z. B. technische und juristische Dienstleistungen wie Keywording, Rechteverfolgung und Vertrieb, anbieten.

Prof. Lars Bauernschmitt

Über Prof. Lars Bauernschmitt
Prof. Lars Bauernschmitt ist seit 2008 als Professor an der Hochschule Hannover tätig. Von 1993 bis 2008 war er Geschäftsführer der internationalen Fotoagentur VISUM. Daneben war er von 2001 bis 2010 Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes professioneller Bildanbieter (BVPA), seit 2003 als Vorstandsvorsitzender. Lars Bauernschmitt ist Mitglied verschiedener Gremien und Jurys sowie als Lehrbeauftragter an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Fachautor tätig. Seine Forschungsfelder sind der globale Bildermarkt und medienübergreifendes Visual Storytelling.

Ausführliche Informationen zur Entwicklung des deutschen Bildermarktes und den Ergebnissen der vorangegangenen Erhebungen finden Sie unter http://www.larsbauernschmitt.de/forschung/

Kontakt BVPA
BVPA | Mathias Jahn | Geschäftsstellenleitung
Schaperstr. 18 | D-10719 Berlin
Tel.: 030 - 323 16 62
jahn@bvpa.org | www.bvpa.org

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imagemarket@larsbauernschmitt.de

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