Fotos barrierefrei erzählen

Das Sehen, Lesen oder Hören von Medien ohne Barriere ist in den letzten Jahren breit gefördert worden. Es geht darum, bei Einschränkungen einer dieser Fähigkeiten, etwas möglichst Ähnliches auf eine andere Art zu vermitteln. Bei Fotos – und auch Videos – wird meist das, was gezeigt wird, in Worte gefasst. Dann kann so ein Text entweder von einem Menschen vorgelesen oder automatisch mit einer Text-zu-Sprache Umwandlung hörbar gemacht werden.

Dieses Ziel hat IPTC in ihren Fotometadaten umgesetzt: im Herbst 2021 wurden zwei neue Felder vorgestellt. Das eine heißt auf Englisch "Alt Text" (Accessibility) – auf Deutsch "Alt Text" (barrierefrei), das andere "Extended Description" (Accessibility) – "Erweiterte Beschreibung" (barrierefrei).

Gemeinsames Ziel der beiden Felder ist es, den Zweck und Inhalt des Bildes mit Text zu erläutern. Darauf kann dann "mittels unterstützender Technologie" zugegriffen werden, z.B. über Text-zu-Sprache Software. Der Unterschied zwischen beiden Feldern ist die Länge. "Alt Text" sollte eine kurze, bündige Beschreibung mit maximal 250 Zeichen sein, während die "Erweiterte Beschreibung" in der Länge nicht begrenzt ist, aber nicht übermäßig lang sein sollte. "Alt Text" hat auch eine Beziehung zu Websites, denn dort kann im HTML schon seit mehr als 20 Jahren eine solche Bildbeschreibung im "alt"-Attribut des "image"-Elements ablegt werden.

Wie erstellt man nun den Inhalt dieser Barrierefrei-Felder? In den wenigsten Fällen wird ein Kopieren-und-Einfügen des Textes aus dem Feld "Beschreibung/Caption" reichen. In diesen neuen Feldern soll der Inhalt des Bildes so dargestellt werden, dass er nachvollziehbar ist, auch wenn das Bild nicht gesehen werden kann; also eher erzählen, was man sieht, als nur eine sachliche Beschreibung.

Ein Ansatz kann sein, zuerst den Zweck der Aufnahme und eine Übersicht des Bildes zu geben, z.B. "Dieses Foto dokumentiert den Offener-Markt-Tag in Flixhausen in Deutschland. Das Bild zeigt einen großen Platz in städtischem Umfeld. Im Vordergrund unten im Bild sind Markstände zu sehen. Rechts und oben stehen im Hintergrund Menschen. Am linken Rand parken LKWs.".

Im zweiten Teil werden Details beschrieben, also z.B. "Die Marktstände werden derzeit mit Ware bestückt, vor allem ist Obst und Gemüse zu sehen. Die wartenden Menschen sind Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, einige wenige Kinder sind dabei. Viele haben eine Tasche in der Hand oder tragen einen Rucksack. … ". Eine Herausforderung ist sicher, die Kernelemente in nur 250 Zeichen festzuhalten.

Die neuen IPTC-Felder unterstützen auch eine Mehrsprachigkeit des Textes, denn Fotos werden international gehandelt und sollten auch in einem Land mit anderer Sprache barrierefrei sein. Konkret kann man z.B. einen "Alt Text" in Deutsch, Englisch und Französisch verfassen, in den Metadaten können die drei Feldwerte mit jeweils einer Anmerkung "in Deutsch", "in Englisch", "in Französisch" gespeichert werden. Etwas intelligente Redaktionssysteme für Websites sollten fähig sein, den Text in der passenden Sprache auszuwählen und in das HTML zu übernehmen. Die IPTC Fotometadaten Arbeitsgruppe betrachtet dieses Feature als wesentlich für die Barrierefreiheit über Sprachgrenzen hinweg.

Die Übernahme dieser Felder in professionelle Bildbearbeitung-Software hat ein Jahr gedauert. Jetzt sind sie nach IPTC-Recherchen in diesen Produkten vorhanden: Adobe Photoshop und Bridge (aber nicht in Lightroom), Fotoware Fotostation, Camera Bits Photo Mechanic und in DAM Systemen wie Media Valet oder MediaBeacon. Leider fehlt derzeit in der Regel noch die Möglichkeit, den Text in mehreren Sprachen zu speichern. Wenn Sie an diesen neuen Feldern Interesse haben, aber die von Ihnen eingesetzte Software diese Felder nicht unterstützt, sprechen Sie deren Hersteller an.

Wenn Sie Fragen zu IPTC Fotometadaten haben, können Sie gerne der IPTC Email-Liste beitreten: https://groups.io/g/iptc-photometadata

Michael Steidl, Co-Leiter der IPTC Fotometadaten Arbeitsgruppe / Stand 06.07.2023

 

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