2018 jährt sich das Ende des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal. Anlass für das Museum der Fotografie Görlitz in einer Ausstellung die Rolle der Fotografie, im Kontext der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg zu thematisieren, mit Fotografien aus den Sammlungen der Bildagentur akg-images Berlin.
Im Ersten Weltkrieg entstanden so viel Fotografien, wie niemals zuvor bei einem historischen Ereignis. Wenn wir heute unseren Blick einhundert Jahre danach auf die Bilder richten, wird deutlich, dass das Verständnis der Fotografie als reines Dokumentationsmedium nur bedingt richtig ist und sie nicht in jedem Fall ein Zeugniss der realen Vergangenheit sind. Die zentrale Rolle, die die Fotografie bereits im Ersten Weltkrieg spielte, wird offensichtlich, wenn man die Fotos hinterfragt. Wer sie, wie, für welche Zwecke machte bzw. zu nutzen versuchte? Ein analytischer Blick bietet die Möglichkeit, die Bilderfluten zu differenzieren und den Schlüssel dafür, die Bildaussagen, richtig lesen zu können. Die Kenntnis sowohl des ursprünglichen Entstehungs- und Verwendungskontextes ermöglicht die Dechiffrierung und gibt den Blick frei auf die zahlreichen gezielten propagandistischen Manipulationen, vor allem der Pressefotografie. "Pressebilder sind nicht wahr, sondern eine Ware", so der Historiker Gerhard Paul. Die Perspektive des Erinnerungsfotos mit dem „privaten Blick“ ist eine andere, als die des Pressefotos, das oft nur vorgibt, ein Spiegel der Geschichte zu sein, aber nicht selten darauf abzielt, das Geschichtsbild selbst zu prägen. Bereits vor einhundert Jahren war die Fotografie das Instrument der nationalen Meinungsmanipulation aller Kriegsparteien, während des Krieges und darüber hinaus.
Am Ende des 19. Jahrhunderts war die Fotografie zum privaten und gesellschaftlichen Erinnerungsmedium par excellence avanciert. Parallel dazu erhielt das Fotoalbum seinen festen Platz in der Erinnerungskultur. Das Album war der perfekte Ort zum Sammeln, Ordnen und Bewahren. Zum Teil wurden sie auch aufwendig gestaltet. Viele Soldaten sortierten nach dem Ende des Krieges 1918 ihre Amateuraufnahmen, klebten sie in Alben, beschrifteten sie sorgfältig und konnten so dokumentiert, der Familie und Freunden anschaulich von ihrem Kriegsalltag, den verschiedenen Schauplätzen und den oft einschneidenden Erlebnissen berichten. Ihre persönlichen Erinnerungen an die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts erhielten einen festen Platz im privaten Fotoalbum und wurden zu tradierten Werten, die an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wurden.
AUSSTELLUNG im MUSEUM der FOTOGRAFIE GÖRLITZ vom 1. September bis 25. November 2018 gefördert und kuratiert von akg-images.
(Quelle: akg-images.de)